Friedrich Christian Sorge

Pfarrer Friedrich Christian Sorge hielt am 1. Dezember 1898 seinen Einzug in Einberg und wurde am 4. Dezember in einem feierlichen Gottesdienst in sein Amt eingeführt.

Der Empfang, der ihm als gebürtigen Einberger von seiten der Pfarrgemeinde bereitet wurde, war ein recht herzlicher. Sämtliche Schultheißen und Kirchenvorstandsmitglieder nebst unter den oberen Schulklassen hatten sich am Eingang des Dorfes aufgestellt und geleiteten ihn unter Glockenläuten zu dem festlich geschmückten neu restaurierten Heim im Einberger Pfarrhaus, in das ihm seine Gattin Elisabetha Friedericka Clara, genannt Else, geb. Hohnbaum aus Coburg wenige Tage später nachfolgte.

Friedrich Sorge wurde am 15. Februar 1871 als Sohn des Volksschullehrers Heinrich Sorge in Einberg geboren. Heinrich Sorge, Lehrer in Einberg von 1868 bis 1877, kam aus Volkmannsdorf bei Saalfeld und wurde nach seiner Einberger Zeit nach Heldritt versetzt. Dort besuchte Friedrich Sorge die Volksschule und daran anschließend ein Jahr lang die Herzogliche Realschule Ernestinum in Coburg. Seine Schulzeit beschloss er am Gymnasium Hildburghausen 1891 mit dem Abitur.
Nach der Erfüllung seiner Militärpflicht in Erlangen nahm er sein theologisches Studium in Jena und Leipzig auf. Nach bestandenem Examen übernahm er 1897 eine Lehrstelle an der höheren Knabenschule in Camburg a. d. S. Doch schon nach kurzer Zeit wurde er vorübergehend als Predigtamtskandidat in Neustadt b. Coburg und in Untersiemau-Scherneck eingesetzt. Nach dem zweiten Examen erfolgte 1898 die Berufung nach Einberg.
40 Jahre – man möchte sagen sein ganzes Leben – wirkte Pfarrer Sorge in Einberg. In seine Amtszeit fiel nicht nur der Kirchenumbau von 1909 bis 1910, der das Bild unserer Kirche nicht unwesentlich veränderte, auch sonst war Pfarrer Sorge ein recht rühriger Mensch, der nicht nur als Seelsorger für sein Kirchspiel wirkte, sondern sich auch über alle Maßen für das kulturelle Leben seines Dorfes und das Wohlergehen seiner Mitbürger einsetzte und dadurch viele aufrichtige Freunde und Bewunderer gewann und sich großer Beliebtheit erfreute.
Nachdem der Marienverein als Verband vaterländischer Frauenvereine im Herzogtum Coburg am 22. Januar 1900 im großen Saal der Aktienbierhalle in Coburg gegründet worden war, der sich die Kranken- und Wohlfahrtspflege in den Landstädten und Landorten zur Aufgabe und zum Ziel gesetzt hatte, und Frau Else Sorge als Vertreterin für Einberg erwählt worden war, vollzog Pfarrer Sorge am 1. Juni 1901 die Gründung des Einberger Zweigvereins und übernahm das Amt des Schriftführers. Nachhaltig setzte er sich auch für die Errichtung der Einberg-Oeslau Schwesternstation ein. Zusammen mit seiner Frau führte er den Verein bis zum Ende seiner Amtszeit über alle Schwierigkeiten hinweg zum Wohle der Bevölkerung.
Frauen wie Else Sorge, Frauen also, die zu dieser Zeit neben Mutterpflichten und familiärer Haushaltsführung auch tatkräftig an der Seite ihrer in der Öffentlichkeit stehenden Männer standen, wirkten mehr in der Stille und ihre unter Wohltätigkeit fallende Lebensleistung fand wohl weniger in Vereins- oder Ortschroniken ihren Niederschlag.
Der Leseverein Einberg, dessen zweite Gründung bereits im Jahr 1874 von Heinrich Sorge vorgenommen worden war, wurde durch Pfarrer Friedrich Sorge wieder neu belebt. Der Verein versorgte in Ermangelung von Bibliotheken die Mitglieder mit gutem Lesestoff und machte sie mit den Werken alter und neuer Dichter vertraut. Auch wurde eine gute liberale Zeitung gelesen und die Mitglieder mit den Tagesereignissen bekannt gemacht. Die Leseabende fanden in den Wintermonaten regelmäßig in der Gastwirtschaft „Wolfsschlucht“ statt. In so manchem Einberger Familienalbum ist noch das Vereinsfoto vor der „Wolfsschlucht“ zu finden, auf dem der Pfarrer inmitten der Vereinsmitglieder mit dem Bierkrug in der Hand auf dem Bierfass thront. Pfarrer Sorge muss also, das wird immer wieder bestätigt, ein humorvoller und geselliger Mensch gewesen sein. Noch heute ranken sich die köstlichsten Anekdoten um seine Person und erinnern sich die älteren Ortsbewohner gerne.
Der Obst- und Gartenbauverein, bereits am 3. Dezember 1899 durch Friedrich Sorge ins Leben gerufen, förderte neben dem Obst- und Gartenbau auch den Vogelschutz und wirkte gerade in Notzeiten zum Wohle der Ortsbürger und der Bürger der umliegenden Dörfer. So führte der Verein jährlich zu Ostern die Verteilung von Obstbäumen an die Konfirmandenknaben durch. Auch der Obst- und Gartenbauverein wurde durch Friedrich Sorge zur höchsten Blüte geführt und nicht nur die reichtragenden Obstgärten Einbergs bezeugten die treibende Initiative ihres Mentors.
Auch dem 1901 gegründeten Geflügel-, Kaninchen- und Ziegenzuchtverein gehörte Friedrich Sorge schon als Gründungsmitglied an. Ein Verein, der sich ebenfalls sehr segensreich für die Bevölkerung auswirkte und aus dem 1908 die Ziegenzucht-Genossenschaft hervorgegangen war.
Pfarrer Sorge, der jahrzehntelang so nachhaltig und segensreich für Einberg und sein Kirchspiel Sorge getragen hat, ging in dem schicksalsschweren Jahr 1939 in den wohlverdienten Ruhestand nach Langenstadt bei Lichtenfels. Dort ist er am 30. Januar 1953 verstorben, fand jedoch zusammen mit seiner Gemahlin seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Einberg.
Heute – da wir ihm gedenken, wollen wir ihn noch einmal mit einigen Worten seiner Abschiedspredigt vom 30. April 1939 zu uns sprechen lassen:
„Die besten Jahre meiner Kraft haben dem Dienst an eurer Gemeinde gehört, dessen religiöses, sittliches Leben ich zu betreuen hatte und zu fördern gesucht, so gut ich es vermochte, in Gottes Auftrag und als sein berufener Diener. Hier, wo ich auch im irdischen Gottes Güte und Freundlichkeit erfahren durfte. Hier, wo mein Vater längere Jahre in Segen gewirkt, habe ich das Licht der Welt erblickt und die ersten glücklichen Jahre meiner Kindheit erlebt, hier habe ich meinen Hausstand gegründet, hier wurden meine Kinder geboren, hier schlummern auch zwei von ihnen wie meine selige Mutter in der Erde geweihtem Boden. Hier habe ich viel Liebe und Anhänglichkeit von Menschen erfahren, die mich manchmal getragen durch trübe, schwere Stunden und darum ist mir eure Gemeinde zur Heimat geworden im schönsten und tiefsten Sinne des Wortes…“