Kirche Obermerzbach

Die Kirche St. Michael in Obermerzbach hat die gleichen Voraussetzungen wie die Kirche St. Marien in Rödental-Einberg.
Wie in St. Marien gehörte die Kapelle St. Michael zu einem Rittergut.
Wie in St. Marien ist St. Michael in seinem ältesten Bestand romanischen Ursprungs.
Allerdings hat St. Michael keine Umbauten erfahren im Gegensatz zu St. Marien.

So kann man in St. Michael noch die Substanz der Kirche sehen, wie vielleicht auch einmal St. Marien ursprünglich ausgesehen haben könnte:

– Klare Trennung des Chorraumes vom Kirchenschiff,
– niedrig gedrungener Chorraum,
– kleine schmale Chorfenster, ausgeprägt starke, unprofilierte, bogenförmige Gewölberippen im Chor.

Der Schlußstein im Chorgewölbe fehlt.

obermerzbach01In dem kleinen Dorf Obermerzbach, einem Ortsteil der Gemeinde Untermerzbach im Landkreis Haßberge, abseits der Hauptverkehrsstraßen, fast zu gedeckt durch einen mächtigen Baum, steht die altehrwürdige Kirche St. Michael, die wohl älteste Kirche Unterfrankens. Der Fachwerkturm ist eine bauliche Veränderung aus dem Jahre 1615, das Kirchenschiff jedoch stammt seinem Ursprung nach aus dem frühen 13. Jahrhundert.
Über eine Treppe und eine Graswiese, die wie ein einladender Vorgarten wirkt, nähert sich der Besucher dem Portal. In einem rechteckigen Blendrahmen steht die romanische Rundbogentür, einfache Profile umlaufen das Gewände. Beeindruckend ist die Reliefleiste im Sturz des Blendrahmens: zwei Schlangen – Sinnbilder des Bösen – winden sich aufeinander zu und verschlingen ihre Köpfe miteinander.

Die Tür ist immer offen. Der Innenraum ist kühl und vom morbiden Geruch der Jahrhunderte durchweht. Es gibt kein elektrisches Licht, keine Wandmalereien, keinen Dekor – nur unverfälschte Reinheit. Einfache Kerzenhalter an den Wänden und den Pfosten der hölzernen Empore spenden bei Gottesdiensten ein flackerndes Dämmerlicht. Ein großer Rundbogen öffnet den Blick in den quadratischen Chor, die Sonne fällt durch romanische Fenster aus der Erbauungszeit ins Halbdunkel. Auf der linken Seite endet der Chorbogen auf einem Pfeiler aus rotem Sandstein; sein Kapitell ist mit Sonnenrädern geschmückt, die als symbolische Heils- und Glückszeichen auch an Häusern und Hoftoren in Franken häufig zu sehen sind. Neben dem Pfeiler an der Wand ist ein Reliefbild angebracht. Unklar bleibt, ob es sich um eine einzelne Figur handelt oder ob es aus zwei Figuren besteht, ob der heilige Michael dargestellt ist oder Maria mit dem Jesuskind.

Altar, Kanzel und Taufstein stammen aus der Umgestaltung von 1615. Trotzdem wirken sie in ihrer bescheidenen Schlichtheit ungleich älter – so als ob man damals schon gewusst hätte, dass die dichte, hautnahe Atmosphäre dieser kleinen, in ihrer Ausstrahlung aber so großen Kirche nicht gestört werden darf. Meditative Ruhe beherrscht den kleinen Kirchenraum in seiner rätsel haften, archaisch – herben Schönheit.