Die kleine Ortschaft Einberg (1700 Einwohner), an sanften Hügeln gelegen, ist ein Teil des ausgedehnten Rödentaler Industriegebietes einige Kilometer nordöstlich von Coburg. Mehrere Ortschaften rund um Oeslau sind hier seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert zusammengewachsen. Das Areal am flachen Südosthang des Rödentales ist vor der dunklen Waldsilhouette in lockerer Streuung mit Ein- und Zweifamilienhäusern besiedelt. Dem Ortsbild von Einberg fehlt die Geschlossenheit eines historisch gewachsenen Dorfes. Zentrum ist der steil ansteigende Kirchberg, der „Glockenberg“, mit der kleinen Kirche und dem in größeren Dimensionen angelegten Schulhaus. Dieses Zentrum ist der historische Kern der Ortschaft; hier oben saßen über Jahrhunderte die Herren auf Einberg. Deren Geschichte ist eng mit der des Coburger Landes verknüpft.
Geschichte des Landes
Zu Beginn des 8. Jh. begann die Missionierung durch iroschottische Mönche, welche die Urpfarrei Fechheim gründeten, zu der auch Einberg gehörte. So soll der Apostel der Franken, Kilian, in Fechheim seine Klause gehabt haben. Das Coburger Gebiet gehörte kirchenrechtlich zum Bistum Würzburg, das sich bis zum Thüringer Wald erstreckte.
Um die Mitte des 11. Jh. Besaß die vertriebene Polenkönigin Richeza, die Tochter des Pfalzgrafen Ehrenfried von Lothringen, große Territorien um Saalfeld und Coburg, die sie 1056 Erzbischof Anno von Köln übereignete. 1071 gründete Anno das für die Geschichte des Landes wichtige Kloster Saalfeld und übergab diesem den Besitz. Die Klöster Banz, Saalfeld und Mönchröden wurden im Coburger Land zu bedeutenden Grundbesitzern. Das Land Coburg kam im frühen 13. Jh. An die Herzöge von Meranien aus dem altbayerischen Grafengeschlecht von Dießen-Andechs, 1248 an die Grafen von Henneberg, von 1292 bis 1308 an die brandenburgischen Askanier-Markgrafen, bis 1353 wieder an die Henneberger und seitdem an das Haus Wettin: an Friedrich den Strengen, Markgraf von Meißen und Herzog von Thüringen. Von nun an war das Cogurger Land Thüringesche Enklave im fränkischen Bereich und somit eng mit der thüringisch-sächsischen Geschichte verbunden.
1423 erwirbt das Haus Wettin die sächsische Kurwürde. Als sich die Herrschaft 1485 in die ernestinische und die albertinische Linie Teilt, kommt das Coburger Territorium an die ernestinische Linie zu Wittenberg und tritt unter der Regierung der Brüder Friedrich des Weisen und Johann des Beständigen zum Protestantismus über. Durch die fortwährenden Erbteilungen im Herrscherhaus wird Sachsen-Thüringen derart aufgesplittert, daß Coburg 1572 selbständiges Herzogtum wird, dessen erster Herzog der bedeutende Johann Casimir ist. 1640 fällt das ehemals selbständige Herzogtum Coburg an die Altenburger Linie, 1672 an die Gothaer Linie, 1735 nach 36jährigem Erbfolgestreit an die Saalfelder Linie. Nach dem Wiener Kongreß vereinigt sich Coburg 1826 mit Gotha. Die Herzöge von „Sachsen, Coburg und Gotha“ beginnen nun mit ihrer berühmten Heiratspolitik, durch die sie mit den Herrschaftshäusern von halb Europa verwandt werden. Nach dem 1. Weltkrieg wird die Verbindung zu Gotha durch Volksbefragung aufgelöst: Coburg kommt 1920 zu Bayern.
Geschichte von Einberg
Über die Entstehung und die Frühzeit des Ortes ist nichts bekannt. In dem Namen „Einberg“ (1162: Iwenberg; 1317 Ynberg; 1338: Eymberg) steckt wahrscheinlich der Name des Gründers: Einberg = Berg oder Burg des Iwo, Ibo. (Nach anderer Lesart bedeutet „Einberg“; iwa = die Eibe.) Unter der Niederlassung auf dem Glockenberg muß man sich in den ersten Jahrhunderten ein befestigtes kleines Gut eines Landadligen vorstellen, der Lehnsmann eines der großen Grundbesitzer des Landes war, vielleicht eines der Klöster. Zum Erbgut der Polenkönigin Richeza gehörte Einberg nicht.
1162 wird in einer Urkunde des Bischofs Eberhard II. von Bamberg ein „Heinrich de Iwenberg“ erwähnt: die erste urkundliche Nachricht von Einberg. Die Adelsgeschlechter der Herren auf Einberg, die 1317 als Lehnsleute der Henneberger Grafen, 1338 des Klosters Saalfeld erwähnt werden, wechseln im Lauf der Zeit.
1429, in einer Zeit, als die Hussitenheere in Bayern, Franken und Sachsen einfielen und auch das Coburger Land verheerten, erhielt Cuntz von Coburg den Besitz; die von Coburg waren ein in dieser Gegend reich begütertes Rittergeschlecht, die das Gut Einberg bis zur Reformation von Kloster Saalfeld, seither vom protestantischen Landesherren zu Lehen hatten. Der jeweilige Herr auf Einberg hatte als Vasall der sächsischen Herzöge seinem Landesherrn einen adeligen Reiter mit Pferd und Knechten zu stellen und war zu Hofdiensten verpflichtet; hierfür erhielt er das „Rittermannlehen“ Einberg. Dieses war spätestens seit dem 16. Jh. In zwei Höfe geteilt, in den oberen und den unteren Hof, die häufig verpachtet wurden, wenn der Gutsherr seinen eigentlichen Wohnsitz woanders hatte. Schon frühzeitig, zwischen 1521 und 1529, setzte sich die Reformation in Coburg und im Coburger Land durch. Die Kaplanei Einberg, zu der Oeslau, Waldsachsen, Rögen, Neuhof, Neershof, Rothenhof, Kipfendorf, Spittelstein und Theisenstein, Gnailes, Schafhausen und Thierach gehörten, war einer der ersten Kirchbezirke des Landes, in dem evangelischer Gottesdienst gehalten wurde. Nach der ersten „Kirchenvisitation“ in Kursachsen 1529 erhielt das Land 1535 seine endgültige kirchliche Ordnung. Einberg wurde Pfarramt, Mönchröden und Andlau wurden Filialgemeinden. Herren auf Einberg in der Reformationszeit waren seit 1505 Martin von Coburg und seit 1530 sein Sohn Hans, der als erster der Gutsherren vom Landesherren und nicht mehr vom Kloster Saalfeld belehnt wurde. 1598 starb das Geschlecht derer von Coburg im Mannesstamm aus. Herzog Johann Casimir belehnte den Junker Ernst v. Bach mit dem Gut und 1618 Hans Conrad v. Geilsdorf. Von 1620 bis ins frühe 19. Jh. Besaßen die Herren von Hahnstein, die aus dem Eichsfeld bei Göttingen stammten und als Räte in die Dienste der Coburger Herzöge traten, das Gut Einberg. Rudolf, der erste Hahnsteiner auf Einberg, war Kriegskommisarius von Herzog Johann Casimir in den ersten Jahren des 30jährigen Krieges, während derer das Land seine Neutralität wahren konnte. Als nach der vergeblichen Belagerung der Veste Coburg durch Wallstein 1632 zwei Jahre später die Kaiserlichen unter Lamboy ins Land einfielen und besonders die berüchtigten kroatischen Reiter die Ortschaften plünderten und verbrannten, überstanden in Einberg von 31 Häusern nur 8 die Verwüstungen. Es dauerte ein Jahrhundert, bis der Ort seine frühere Größe wieder erreichte. 1661 erhielt Johann Casimir von Hanstein, ein Patensohn des gleichnamigen Herzogs, Gut Einberg. Sein Sohn Adam wurde Kommandant der Veste Coburg und war im „Dreschflegelkrieg“, dem Erbstreit zwischen Sachsen-Meiningen und Sachsen-Saalfeld, Befehlshaber der Coburger Truppen, ebenso 1743 im Streit der Coburger gegen die Gothaer um die Lauterburg. Die beiden letzten Hansteiner auf Einberg waren seit 1818 Ludwig, Herzogl. Coburg-Saalfeldischer Leutnant und Fordtkandidat, und dessen minderjähriger Bruder und späterer Kammerherr in Coburg, Maximilian.
1831 wurde das immer mehr verfallene Schloß abgerissen, 1832 der Besitz an den Kanzleirat Briegleb übergeben, der die Gutsgrundstücke an die Einberger Bevölkerung verpachtete. Erst nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 wurde der Gutsbesitz aufgelöst und die einzelnen Parzellen wurden verkauft.
Um die Mitte des 19. Jh. begann die Industrialisierung des Landes. 1853 wurde als erste Industrieanlage der Umgebung das Alexandrinental als Blaufabrik gegründet (es bestand bis 1930), 1857/58 die Eisenbahnlinie Coburg-Sonneberg angelegt und die Tonwarenfabrik Oeslau, das Annawerk, gegründet.